Heute trägt ein fotografisches Bild seine unzähligen Klons in sich. Jedes Bild kann nach Belieben verformt werden. Es kann grenzenlos und auf ewig im Netz zirkulieren, ist dem gnadenlosen Urteil des Publikums ausgesetzt. Mühsam lernt der arglos User, dass er verdammt nochmal aufpassen muss, was er aufnimmt, preisgibt und ins Ungewisse postet. Wir sind dem Bild gegenüber misstrauischer geworden. Mit dem Abhandenkommen von Privatheit durch öffentlich geteilte Bilder im Social-Media-Feed oder auch nur in der Familiengruppe im Messenger-Dienst, hat sich die Selbstdarstellung verändert: Immer öfter verdecken wir das Gesicht hinter Emoji- oder Regenbogen-Stickern, ahmen Caspar David Friedrich nach und zeigen unsere/n Liebste/n von hinten. Oder wir jagen das Abbild durch die Blur-Face-App, um uns oder andere vor Nachverfolgung und Identifizierung zu schützen.